Die SPD und mit ihr die
Sozialdemokratie als Ideologie feiert heute ihren 150sten Geburtstag.
Am 23. Mai 1863 gründete sich mit dem ADAV die Vorgängerorganisation
dessen, was heute die SPD ist. An diesem besonderen Tag bleibt dem
Leser wohl etwas Pathos nicht erspart, wie man das eben an runden
Geburtstagen macht.
Vor 150 Jahren sah dieses Land deutlich
anders aus, als es das heute tut: Pauperismus, Ausbeutung &
politische Unterdrückung prägten die deutschen Länder, die
immerhin noch 8 Jahre darauf warten mussten von Bismarck
zusammengeschweißt zu werden. In diese Zeit hinein setzten
Ferdinand Lasalle und seine Anhänger einen Gedanken, den später vor
allem Eduard Bernstein komplettieren sollte. Und zwar erkannten sie
zum einen, dass es eine Befreiung der Menschen nur mit breiter
Bildung für die Massen geben könne – ein im elitären Deutschland
immer noch revolutionärer Gedanke – und dass es bis zur Revolution
kein Fehler sein könne die bestehenden Verhältnisse durch Reformen
zu ändern. Es war schließlich der bereits erwähnte Eduard
Bernstein, der die SPD endgültig zur Reformpartei machen sollte und
der eines der sozialdemokratischen Credos prägen sollte: „An
Umsturz glaube ich nicht, Gewaltkonflikte politischer Natur stehen
auf einem andern Kapitel, und die Revolution der Gesellschaft kann
nur durch Reformen, d.h. immer nur partiell durchgeführt werden.“
Es war diese SPD, die sich 1918 an die
Spitze einer ungewollten Revolution setzte und Deutschland in die
Demokratie führte. Es war diese SPD, die diese Demokratie 1919 gegen
Spartakisten und Anarchie und 1933 gegen Nationalsozialismus,
Diktatur und Barbarei stemmte. Es war diese SPD, die nach dem Krieg
aufstand und mithalf Deutschland wiederaufzubauen, erst in der
Konstruktiven Opposition und später in der Regierung. Es war diese
SPD, die mit Ostpolitik, Bildungsreform und anderen wichtigen
Projekten diese Republik zu dem gemacht hat, was sie heute ist. Und
zwar zu einer Republik, in der die Folgen des Kapitalismus nicht mehr
zu krassen Pauperismus führen, in der Frauen nicht nur rechtlose
Objekte sind und der Menschen frei wählen und ihre Meinung äußern
dürfen.
Als Partei hat die SPD dabei durchaus
auch Fehler gemacht. Die Kriegskredite 1914, das Scheitern der
Regierung Müller 1930, die Haltung zur Westintegration und die
Fehler, die bei der Umsetzung der Agenda 2010 begangen wurden. Trotz
allen diesen Rückschlägen bleibt jedoch der durchschlagende Erfolg
der Sozialdemokratie, als politischem Gedanken, unübersehbar.
Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität mögen Werte sein, die aus
der SPD gekommen sind und dort immer noch ihre Heimat haben, jedoch
haben auch andere Parteien mehr oder weniger glücklich diese Werte
in sich aufgenommen. Auch das ist ein Erfolg der SPD.
Für die Zukunft kann man dieser Partei
eigentlich nur zweierlei wünschen: Zum einen, dass sie den Mut das
zu tun, was sie für richtig hält, weiterhin mutig einzufordern.
Seien es Demokratie und Gerechtigkeit oder Frauenquote und Tempo 120.
Und zum anderen, dass sie auch in einer Zeit, die immer komplexer
wird, die Vision eines friedlichen, demokratischen und gerechten
Deutschland in einem geeinten Europa nicht aus den Augen verliert.
Den für diese Vision und für all ihre Facetten haben sich in den
letzten 150 Jahren Menschen engagiert und starkgemacht. So wie sie es
heute noch tun. Damit diese Vision eines Tages Realität wird.