Mittwoch, 25. September 2013

Die FDP ist raus – Gott sei Dank?!

Von Robin Voss

Christian Lindner hat alles richtig gemacht. Lindner ist einer der wenigen Liberalen, die erkannt haben, auf welchem Kurs sich die FDP nach der Wahl Röslers zum Bundesvorsitzenden der Liberalen 2011 befand – auf dem Weg zum Abgrund.

Der FDP fehlt vorallem eines: Empathie. Mitgefühl für andere. Das ist nicht meine Auffassung, das ist die Auffassung von Sebastian Gratz, Landesvorsitzender der Jungliberalen Baden-Württemberg. Die FDP hat die Fähigkeit verloren ihre Standpunkte klar und deutlich darzustellen. Gratz nannte als Beispiel die Schlecker-Frauen, Philip Rösler tat das nach liberalen Standpunkten richtige, er bestand auf das Subsidaritätsprinzip und wollte keine Transferunion, was bedeutet, dass am unternehmerischen Scheitern der Unternehmer Schuld hat und diese zu tragen. Transfergesellschaften funktionieren darüber hinaus nur äußerst unzureichend, als Negativbeispiel lässt sich die Pleite von Philipp Holzmann 2002 nennen. Als Sozialdemokrat hätte ich mir eine solche Transfergesellschaft gewünscht (Nils Schmid tat sein Bestes), weil es eine Perspektive für die Beschäftigten geöffnet hätte, doch das soll nicht das Thema sein, sondern, dass die Liberalen nicht in der Lage waren zu erklären warum sie dies taten bzw. nicht taten. Was übrig blieb: Mangelnde Empathie.

Der nächste Punkt ist, dass die FDP den Liberalismus hat verkümmern lassen. Was heisst es denn liberal zu sein? Liberalismus bedeutet, in meinen Augen, dass jeder Mensch ein freies Individuum ist und seine Tätigkeiten selbstbestimmt und selbstverantwortlich ausüben darf und die Konsequenzen er zu tragen hat. Das bedeutet viel Vertrauen in den Bürger. Rösler hatte versucht dies heraufzubeschwören. Er sprach unentwegt von „Freiheit“. Das Problem: Ich finde den Gedanken an sich ja schön, jeder andere tat es als hohles Gefasel ab. Wars ja leider auch. Außer dem Duktus änderte sich nicht. Tatsächlich ist die FDP jedoch zu einer rein wirtschaftsliberalen Partei verkommen, Klientelpolitik ala Mövenpick. Das wollten schlussendlich nicht mal mehr liberale Stammwähler ernstnehmen und straften die FDP ab.

Christian Lindner ist Karrierist, das steht außer Frage. Bereits zum Zeitpunkt seines Rücktrittes als Generalsekretär der FDP war der Öffentlichkeit klar, dass er diesen Schritt ging um sich langfristig als Bundesvorsitzender in Stellung zu bringen. Dass er sich für die NRW-Wahl bereiterklärt hat die Spitzenkandidatur zu übernehmen und die FDP mit gutem Ergebnis in den Düsseldorfer Landtag gebracht hat war sein Plan. Nach Röslers Rücktritt nach dem desaströsen Ergebnis vom vergangen Sonntag war auch kein Mensch überrascht, dass Lindner es machen will und er Wolfgang Kubicki als seinen Stellvertreter haben möchte. Lindner ist dort angekommen wo er hinwollte: An der Spitze seiner Partei. Dummerweise befindet die sich momentan auf einem absteigenden Ast. Vielleicht trägt Lindner durch seinen Weggang selbst eine Mitschuld, dass es soweit kommen musste. Vielleicht stünde die FDP ohne einen Hundeversicherungsvertreter als Generalsekretär woanderst.

Ich wünsche mir eine starke liberale Partei in Deutschland. Ich wünsche mir aber keine FDP von 2013. Ich baue darauf, dass Christian Lindner und Wolfgang Kubicki die FDP langfristig weg vom Wirtschaftsliberalismus hin zum Sozialliberalismus umbauen und auch Bündnisse abseits der Union ermöglichen. Ebenso erhoffe ich mir von meiner SPD, dass sie aufhört nur mit den Grünen koalieren zu wollen und es vielleicht eine Renaissance der sozialliberalen Koalition gibt oder endlich einmal eine Ampel zustande kommt.

Meine These bleibt: Die FDP ist raus – Gott sei Dank! Ein Erneuerungsprozess der Liberalen geht nur ausserhalb des Parlaments, wären sie reingekommen hätten sie weiter munter vor sich hin gewurstelt. 2017 bitte ins Parlament wählen, aber nur, wenn sich etwas Grundlegendes geändert hat.