Dienstag, 11. Dezember 2012

Die Ausfahrt ins 21. Jahrhundert verpasst

Von Florian Burkhardt

Ach ja, die Weihnachtszeit. Man freut sich auf Lebkuchen, Plätzchen und Heiligabend. Was gibt es denn schöneres, als die Zeit vor dem Fest der Liebe und der Familie? Die gute alte klassische Familie, bestehend aus Mama, Papa und zwei Kindern versteht sich. Alles andere würde ja dem Weltbild der CDU widersprechen, wie sie gerade auf ihrem Parteitag in Hannover deutlich gemacht hat. Ein Familienbild aus den 50er Jahren, eine Frauenpolitik, die noch älter ist, und was einen vor allem zur Weißglut treiben kann: Eine Position zu homosexuellen Partnerschaften, bei der Konrad Adenauer vermutlich im Grab rotiert vor Begeisterung.

Man kann sich schon fragen, wie man im 21. Jahrhundert immer noch der Ansicht sein kann, dass Homosexuelle nicht das Recht haben sollten zu heiraten, was für eine Erziehung man genossen haben muss, um fest überzeugt zu sein, dass homosexuelle Partnerschaften nicht gleichberechtigt zu heterosexuellen sein sollten und vor allem, wie man so konservativ sein kann, dass man ernsthaft glaubt, Homosexuelle seien nicht in der Lage Kinder aufzuziehen.

Man traut diesen Menschen zu Kinder zu unterrichten, Menschen von Krankheiten zu heilen, Bundesländer zu regieren und uns im Ausland zu vertreten, aber nicht, dass sie Kinder erziehen können? Viel schlimmer, glauben solche Menschen nicht eigentlich, dass homosexuelle Eltern gefährlich sind für Kinder? Wie sonst könnten Aussagen wie die von Walter Arnold zustande kommen, der meinte, dass die klassische Ehe die „Keimzelle der Gesellschaft“ sei und jede homosexuelle Partnerschaft diese gefährde?

Also kommen wir zum Punkt: Die CDU betreibt eine diskriminierende Politik beim Thema Homosexualität. Sie verweigert einer gewissen gesellschaftlichen Gruppe fundamentale Rechte, nämlich das auf Gleichberechtigung, Familie und Ehe. Grundlage dessen ist, dass die CDU in der Homosexualität etwas Abnormales sieht, was geduldet aber nicht akzeptiert wird. Frei nach dem Motto: „Jeder soll nach seiner Façon glücklich werden, aber bloß nicht erwarten, dass ich ihn dabei unterstütze.“

Damit stellt die CDU eines unter Beweis: Diese Partei ist – allen Tendenzen zur „Sozialdemokratisierung“ unter Merkel zum Trotz – eine ländliche, konservative und vor allem unmoderne Partei, die weder bereit fürs 21. Jahrhundert ist, noch in der Lage die deutsche Gesellschaft angemessen zu repräsentieren. Denn wer sich dagegen stemmt, dass die Gesellschaft eben nicht ausschließlich aus Mama-Papa-Zwei-Kinder-Familien besteht, der hat von den Realitäten in diesem Land keine Ahnung.

1 Kommentar:

  1. Die Kritik an der reaktinären Familienpolitik der CDU ist richtig und wichtig, nur geht ihr nicht weit genug. Ich frage mich, warum ihr euren durchaus progressiven Ansatz nicht konsequent weiter denkt.

    Steht euch da der Stolz auf die eigene Geschichte im Weg, ist auch auf Grund der Geschichte der Sozialdemokratie und ihrer Leistungen das Grundegesetz zu heilig, als das ihr euch wagt es zu kritisieren bzw. konsequenterweise die Abschaffung des Artikels 6 zu fordern? Selbiger ist nicht mehr zeitgemäß und muss überarbeitet werden oder gestrichen werden, so richtig und notwendig er auch gewesen sein mag (kann und will ich nicht beurteilen) beim Verfassen des Grundgesetzes, so veraltet und reaktionär ist er heute. Er widerspricht heute den Menschenrechten, die immer noch über jedem staatlichen Gesetz/Verfassung stehen sollten, oder etwa nicht?

    Auch würde es mich interessieren warum ihr Heteronormativität kritisiert, aber die Monogamie unagetastet lasst. Dürfen polyamor lebende Menschen weiterhin deswegen diskriminiert werden, ist Pansexualität die (logischerweise) eher selten vollständig monogam sein kann, etwa falsch?

    Nicht das nicht jede*r das Recht auf eine monogame Beziehung hat, gerne auch eine monogame Heterobeziehung hat, aber jede*r der anders leben will sollte das auch dürfen, ungeachtet von christlichen Normen und Volkserhaltungstrieben.

    Wieso werden diese beiden Punkte also nicht angesprochen? Warum wird nicht weitergedach? Reicht ein bissche Progressivität um sich gegen den großen Feind zu stellen und alles andere ist nicht wichtig?

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