Von Florian Burkhardt
Ach ja, die
Weihnachtszeit. Man freut sich auf Lebkuchen, Plätzchen und
Heiligabend. Was gibt es denn schöneres, als die Zeit vor dem Fest
der Liebe und der Familie? Die gute alte klassische Familie,
bestehend aus Mama, Papa und zwei Kindern versteht sich. Alles andere
würde ja dem Weltbild der CDU widersprechen, wie sie gerade auf
ihrem Parteitag in Hannover deutlich gemacht hat. Ein Familienbild
aus den 50er Jahren, eine Frauenpolitik, die noch älter ist, und was
einen vor allem zur Weißglut treiben kann: Eine Position zu
homosexuellen Partnerschaften, bei der Konrad Adenauer vermutlich im
Grab rotiert vor Begeisterung.
Man kann sich schon
fragen, wie man im 21. Jahrhundert immer noch der Ansicht sein kann,
dass Homosexuelle nicht das Recht haben sollten zu heiraten, was für
eine Erziehung man genossen haben muss, um fest überzeugt zu sein,
dass homosexuelle Partnerschaften nicht gleichberechtigt zu
heterosexuellen sein sollten und vor allem, wie man so konservativ
sein kann, dass man ernsthaft glaubt, Homosexuelle seien nicht in der
Lage Kinder aufzuziehen.
Man traut diesen
Menschen zu Kinder zu unterrichten, Menschen von Krankheiten zu
heilen, Bundesländer zu regieren und uns im Ausland zu vertreten,
aber nicht, dass sie Kinder erziehen können? Viel schlimmer, glauben
solche Menschen nicht eigentlich, dass homosexuelle Eltern gefährlich
sind für Kinder? Wie sonst könnten Aussagen wie die von Walter
Arnold zustande kommen, der meinte, dass die klassische Ehe die
„Keimzelle der Gesellschaft“ sei und jede homosexuelle
Partnerschaft diese gefährde?
Also kommen wir zum
Punkt: Die CDU betreibt eine diskriminierende Politik beim Thema
Homosexualität. Sie verweigert einer gewissen gesellschaftlichen
Gruppe fundamentale Rechte, nämlich das auf Gleichberechtigung,
Familie und Ehe. Grundlage dessen ist, dass die CDU in der
Homosexualität etwas Abnormales sieht, was geduldet aber nicht
akzeptiert wird. Frei nach dem Motto: „Jeder soll nach seiner Façon
glücklich werden, aber bloß nicht erwarten, dass ich ihn dabei
unterstütze.“
Damit stellt die CDU
eines unter Beweis: Diese Partei ist – allen Tendenzen zur
„Sozialdemokratisierung“ unter Merkel zum Trotz – eine
ländliche, konservative und vor allem unmoderne Partei, die weder bereit
fürs 21. Jahrhundert ist, noch in der Lage die deutsche Gesellschaft
angemessen zu repräsentieren. Denn wer sich dagegen stemmt, dass die
Gesellschaft eben nicht ausschließlich aus
Mama-Papa-Zwei-Kinder-Familien besteht, der hat von den
Realitäten in diesem Land keine Ahnung.
Die Kritik an der reaktinären Familienpolitik der CDU ist richtig und wichtig, nur geht ihr nicht weit genug. Ich frage mich, warum ihr euren durchaus progressiven Ansatz nicht konsequent weiter denkt.
AntwortenLöschenSteht euch da der Stolz auf die eigene Geschichte im Weg, ist auch auf Grund der Geschichte der Sozialdemokratie und ihrer Leistungen das Grundegesetz zu heilig, als das ihr euch wagt es zu kritisieren bzw. konsequenterweise die Abschaffung des Artikels 6 zu fordern? Selbiger ist nicht mehr zeitgemäß und muss überarbeitet werden oder gestrichen werden, so richtig und notwendig er auch gewesen sein mag (kann und will ich nicht beurteilen) beim Verfassen des Grundgesetzes, so veraltet und reaktionär ist er heute. Er widerspricht heute den Menschenrechten, die immer noch über jedem staatlichen Gesetz/Verfassung stehen sollten, oder etwa nicht?
Auch würde es mich interessieren warum ihr Heteronormativität kritisiert, aber die Monogamie unagetastet lasst. Dürfen polyamor lebende Menschen weiterhin deswegen diskriminiert werden, ist Pansexualität die (logischerweise) eher selten vollständig monogam sein kann, etwa falsch?
Nicht das nicht jede*r das Recht auf eine monogame Beziehung hat, gerne auch eine monogame Heterobeziehung hat, aber jede*r der anders leben will sollte das auch dürfen, ungeachtet von christlichen Normen und Volkserhaltungstrieben.
Wieso werden diese beiden Punkte also nicht angesprochen? Warum wird nicht weitergedach? Reicht ein bissche Progressivität um sich gegen den großen Feind zu stellen und alles andere ist nicht wichtig?