Von
Felix Huber
„Hörst du mich Josef?
Josef Ackermann? Ich schwöre dir, Baby, wie kriegen dich noch dran! Wir legen
dich in Ketten und stecken dich ins Verließ. Wir schlagen deinen Kopf ab und
stecken ihn auf einen Spieß, dass alle können sehen, so geht es denen, die sich
ihrer Macht zu sicher wähnen.“
- Marc-Uwe Kling, im
Lied „Hörst du mich Josef?“
Da ist er endlich, der große Skandal bei der
Deutschen Bank! Sind wir mal ehrlich, wir haben es doch alle gewusst, oder?
Dieses große deutsche Geldhaus im Herzen Frankfurts war uns doch allen suspekt.
Da konnte doch nicht alles mit rechten Dingen zu gehen, oder? Und dann auch
noch dieser schmierige Oberbankierschef an der Spitze, der sich eine
Geburtstagsfeier von der Kanzlerin im Kanzleramt schmeißen lässt und niemals
müde wird den weiteren Abbau des Sozialstaates vom Turm seiner gestapelten
Millionengage aus zu fordern. Dieser Josef Ackermann, haben wir nicht alle
darauf gewartet bis wir ihm, sicher nicht so extrem wie Marc-Uwe Kling es vor
hat, endlich an den Kragen können? Ihm irgendwas anhängen? Endlich ist es
soweit! Die Deutsche Bank hat allen Anschein nach Steuern hinterzogen. Aber
halt, hat dieser Josef Ackermann nicht zum Anfang des Jahres bei der Deutschen
Bank abgedankt? Und wer ist überhaupt dieser Fitschen bei dem die Razzia war?
Teil der neuen Doppelspitze? Soll das etwa heißen, wir können unserem Josef
nicht an den Kragen?
Glaubt man der allgemeinen Berichterstattung
über die Deutsche Bank in diesen Tagen, könnte man das glaube. Mir persönlich
ist das schlicht zu kurz gegriffen. Es ist zwar klar, dass zu gegebener Zeit
die gegebene Chefetage belangt wird und zu dieser gehört unser Josef Ackermann
nun eben nicht mehr. Aber trotzdem bleibt doch die Frage, wie viel Ackermann
steckt noch in der Deutschen Bank? Zwar sind die beiden Nachfolger, Jürgen
Fitschen und Anshu Jain, mit dem ambitionierten Ziel gestartet die Deutsche
Bank wieder auf ihr Kerngeschäft zu lenken und das risikoreiche Investment
Banking, das risikoreiche Investment Banking sein zu lassen, aber noch sieht
man davon wenig bis gar nichts, nein, das Investment Banking boomt mittlerweile
wieder in der Deutschen Bank und war wieder der einzig große Gewinnbringer im
dritten Quartal, was auch darauf zurückzuführen ist, dass dem Investment Banking
ziemlich viel Geld zur Verfügung gestellt wurde. Ich möchte den beiden gar
keinen Vorwurf machen, dass Investment Banking ist eben lukrativ, es verlockt
unweigerlich mit fetten Gewinnen und so lang keiner mal kurz zwei Milliarde
Euro in den Sand setzt wie bei der UBS wird sicherlich auch keiner aus dem
Umfeld von Jain und Fitschen auf die Idee kommen, den von ihnen vorgegebenen
Weg mit letzter Konsequenz mitzugehen. Außerdem ist nicht mal ein ganzes Jahr,
sicherlich auch keine Zeit um eine komplette Bank mit rund 100.000
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern umzubauen. Aber genau das wirft wieder die
Frage nach Ackermann auf, denn es ist sicherlich in gleichem Maße schwierig in
weniger als einem Jahr Strukturen zu erschaffen, die ein systematisches
Steuerhinterziehen ermöglichen, wie dass, das jetzt der Deutschen Bank zum
Verhängnis wird. Was ich damit sagen will? Ich glaube, dass der Geist
Ackermanns in der Frankfurter Bankzentrale immer noch spukt und wohl auch noch
die nächsten Jahre sein Unwesen treiben wird. Eventuell hat Ackermann auch
schon Umsatzsteuern hinterzogen, nachzuweisen ist das freilich schwierig und so
gilt natürlich auch für einen Josef Ackermann das Unschuldsprinzip in unserem
Rechtsstaat, auch wenn ich sagen würde, dass er seine Strukturen einfach besser
beherrscht hat, als dass momentan Jain und Fitschen tun.
Ein Trost, dass nun doch, wie seit gestern
bekannt ist, aufgrund von möglichen Falschaussagen im Schadensersatzstreit um
den Medienkonzern Kirch, auf kleiner Sparflamme gegen ihn ermittelt werden
könnte ist dabei kein Trost. Schließlich würde eine Verurteilung hier keine
Steuerhinterziehungen verzeihen oder gar bestrafen und außerdem kann man sich
sicher sein, dass genügend seiner Freunde aus der Deutschen Bank ihn decken
würden.
Lieber Herr Ackermann, für den
unwahrscheinlichen Fall, dass sie mich tatsächlich hören, bzw. in diesem Fall
lesen: Herzlichen Glückwunsch, sie scheinen es wiedermal geschafft zu haben,
wiedermal konnten sie sich um ihre Verantwortung drücken! Aber seien sie sich
ihrer selbst nicht zu sicher, jeder stolpert irgendwann über seine krummen
Machenschaften, oder wie Marc-Uwe Kling jetzt singen würde: „Wir kriegen dich
noch dran, denn die Frage ist nicht ob, die Frage ist nur wann. Hörst du mich
Josef? Josef Ackermann?“
Anmerkung: Wenn jemand Marc-Uwe Kling
und/oder sein Känguru tatsächlich noch nicht kennt, empfehle ich einfach eine
kleine Runde durch Youtube, der Mann ist nämlich echt gut! Aber natürlich
möchte ich, auch wenn zu Anfang zitiert Josef Ackermann nicht leiblich an den
Kragen!
And here it is: personalisierte Kapitalismuskritik. Lasst euch mal von den Berlinern JuSos erklären, warum die gefährlich sein kann.
AntwortenLöschenIch bin eigentlich kein Kapitalismuskritiker, nein, ganz im Gegenteil, ich mache dieses Jahr mein Abitur an einem Wirtschaftsgymnasium und studiere anschließend einen dualen Studiengang der Wirtschaftswissenschaften mit dem Schwerpunkt BWL. Nicht gerade der typische Studiengang für einen systemkritischen Revoluzzer, oder? Nein nein, ich finde den Markt viel zu interessant, als dass ich ihn abschaffen wollen würde.
LöschenIch kritisiere hier ausschließlich den Herrn Ackermann und seine Machenschaften. Ich meine gehören Steuerhinterziehung und falsch Aussage zum funktionierenden Kapitalismus? Wäre eine ganz neue Sichtweise, erzähl mir mehr davon!
Kinderarbeit, Steuerhinterziehung, Gewalt gegen Minderheiten und ähnliches Übel sind immer Bestandteile eines kapitalistischen Systems und NIEMALS nur die Schattenseiten des Kapitalismus, für die man einige wenige beschuldigen kann.
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