Freitag, 21. Dezember 2012

Hörst du mich Josef?



Von Felix Huber

„Hörst du mich Josef? Josef Ackermann? Ich schwöre dir, Baby, wie kriegen dich noch dran! Wir legen dich in Ketten und stecken dich ins Verließ. Wir schlagen deinen Kopf ab und stecken ihn auf einen Spieß, dass alle können sehen, so geht es denen, die sich ihrer Macht zu sicher wähnen.“
- Marc-Uwe Kling, im Lied „Hörst du mich Josef?“

Da ist er endlich, der große Skandal bei der Deutschen Bank! Sind wir mal ehrlich, wir haben es doch alle gewusst, oder? Dieses große deutsche Geldhaus im Herzen Frankfurts war uns doch allen suspekt. Da konnte doch nicht alles mit rechten Dingen zu gehen, oder? Und dann auch noch dieser schmierige Oberbankierschef an der Spitze, der sich eine Geburtstagsfeier von der Kanzlerin im Kanzleramt schmeißen lässt und niemals müde wird den weiteren Abbau des Sozialstaates vom Turm seiner gestapelten Millionengage aus zu fordern. Dieser Josef Ackermann, haben wir nicht alle darauf gewartet bis wir ihm, sicher nicht so extrem wie Marc-Uwe Kling es vor hat, endlich an den Kragen können? Ihm irgendwas anhängen? Endlich ist es soweit! Die Deutsche Bank hat allen Anschein nach Steuern hinterzogen. Aber halt, hat dieser Josef Ackermann nicht zum Anfang des Jahres bei der Deutschen Bank abgedankt? Und wer ist überhaupt dieser Fitschen bei dem die Razzia war? Teil der neuen Doppelspitze? Soll das etwa heißen, wir können unserem Josef nicht an den Kragen?
Glaubt man der allgemeinen Berichterstattung über die Deutsche Bank in diesen Tagen, könnte man das glaube. Mir persönlich ist das schlicht zu kurz gegriffen. Es ist zwar klar, dass zu gegebener Zeit die gegebene Chefetage belangt wird und zu dieser gehört unser Josef Ackermann nun eben nicht mehr. Aber trotzdem bleibt doch die Frage, wie viel Ackermann steckt noch in der Deutschen Bank? Zwar sind die beiden Nachfolger, Jürgen Fitschen und Anshu Jain, mit dem ambitionierten Ziel gestartet die Deutsche Bank wieder auf ihr Kerngeschäft zu lenken und das risikoreiche Investment Banking, das risikoreiche Investment Banking sein zu lassen, aber noch sieht man davon wenig bis gar nichts, nein, das Investment Banking boomt mittlerweile wieder in der Deutschen Bank und war wieder der einzig große Gewinnbringer im dritten Quartal, was auch darauf zurückzuführen ist, dass dem Investment Banking ziemlich viel Geld zur Verfügung gestellt wurde. Ich möchte den beiden gar keinen Vorwurf machen, dass Investment Banking ist eben lukrativ, es verlockt unweigerlich mit fetten Gewinnen und so lang keiner mal kurz zwei Milliarde Euro in den Sand setzt wie bei der UBS wird sicherlich auch keiner aus dem Umfeld von Jain und Fitschen auf die Idee kommen, den von ihnen vorgegebenen Weg mit letzter Konsequenz mitzugehen. Außerdem ist nicht mal ein ganzes Jahr, sicherlich auch keine Zeit um eine komplette Bank mit rund 100.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern umzubauen. Aber genau das wirft wieder die Frage nach Ackermann auf, denn es ist sicherlich in gleichem Maße schwierig in weniger als einem Jahr Strukturen zu erschaffen, die ein systematisches Steuerhinterziehen ermöglichen, wie dass, das jetzt der Deutschen Bank zum Verhängnis wird. Was ich damit sagen will? Ich glaube, dass der Geist Ackermanns in der Frankfurter Bankzentrale immer noch spukt und wohl auch noch die nächsten Jahre sein Unwesen treiben wird. Eventuell hat Ackermann auch schon Umsatzsteuern hinterzogen, nachzuweisen ist das freilich schwierig und so gilt natürlich auch für einen Josef Ackermann das Unschuldsprinzip in unserem Rechtsstaat, auch wenn ich sagen würde, dass er seine Strukturen einfach besser beherrscht hat, als dass momentan Jain und Fitschen tun.
Ein Trost, dass nun doch, wie seit gestern bekannt ist, aufgrund von möglichen Falschaussagen im Schadensersatzstreit um den Medienkonzern Kirch, auf kleiner Sparflamme gegen ihn ermittelt werden könnte ist dabei kein Trost. Schließlich würde eine Verurteilung hier keine Steuerhinterziehungen verzeihen oder gar bestrafen und außerdem kann man sich sicher sein, dass genügend seiner Freunde aus der Deutschen Bank ihn decken würden.

Lieber Herr Ackermann, für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie mich tatsächlich hören, bzw. in diesem Fall lesen: Herzlichen Glückwunsch, sie scheinen es wiedermal geschafft zu haben, wiedermal konnten sie sich um ihre Verantwortung drücken! Aber seien sie sich ihrer selbst nicht zu sicher, jeder stolpert irgendwann über seine krummen Machenschaften, oder wie Marc-Uwe Kling jetzt singen würde: „Wir kriegen dich noch dran, denn die Frage ist nicht ob, die Frage ist nur wann. Hörst du mich Josef? Josef Ackermann?“

Anmerkung: Wenn jemand Marc-Uwe Kling und/oder sein Känguru tatsächlich noch nicht kennt, empfehle ich einfach eine kleine Runde durch Youtube, der Mann ist nämlich echt gut! Aber natürlich möchte ich, auch wenn zu Anfang zitiert Josef Ackermann nicht leiblich an den Kragen!


3 Kommentare:

  1. And here it is: personalisierte Kapitalismuskritik. Lasst euch mal von den Berlinern JuSos erklären, warum die gefährlich sein kann.

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    1. Ich bin eigentlich kein Kapitalismuskritiker, nein, ganz im Gegenteil, ich mache dieses Jahr mein Abitur an einem Wirtschaftsgymnasium und studiere anschließend einen dualen Studiengang der Wirtschaftswissenschaften mit dem Schwerpunkt BWL. Nicht gerade der typische Studiengang für einen systemkritischen Revoluzzer, oder? Nein nein, ich finde den Markt viel zu interessant, als dass ich ihn abschaffen wollen würde.
      Ich kritisiere hier ausschließlich den Herrn Ackermann und seine Machenschaften. Ich meine gehören Steuerhinterziehung und falsch Aussage zum funktionierenden Kapitalismus? Wäre eine ganz neue Sichtweise, erzähl mir mehr davon!

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  2. Kinderarbeit, Steuerhinterziehung, Gewalt gegen Minderheiten und ähnliches Übel sind immer Bestandteile eines kapitalistischen Systems und NIEMALS nur die Schattenseiten des Kapitalismus, für die man einige wenige beschuldigen kann.

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