Sonntag, 16. Dezember 2012

Pazifismus um des Pazifismus willen?

Von Florian Burkhardt

Nun ist es also amtlich. Der Bundestag entsendet 400 Soldaten, zwei komplette Patriot-Luftabwehrstaffeln an die türkisch-syrische Grenze. Dabei beruft sich die Türkei auf den NATO-Bündnisfall und das Bündnis folgt. Wie die Linke und einige weitere Medien warnen, zeichnet sich hier ein neuer Konflikt ab, in den die Bundesrepublik hineingezogen wird.

Nun von einer Einmischung der NATO in den Syrischen Bürgerkrieg kann noch nicht geredet werden. Das Mandat gibt eine direkte Intervention nicht her. Und nach allem, was man so mitbekommt, ist die Motivation der Spitzenpolitiker des Bündnisses auch nicht sonderlich groß in einen weiteren blutigen Konflikt hineingezogen zu werden. Eine schnelle Intervention ist unwahrscheinlich, was auch nur richtig ist, immerhin sollte militärische Gewalt immer nur die ultima ratio sein.

Doch es stellt sich die Frage, ob dieser Punkt nicht erreicht ist?

Immerhin zeichnet die Berichterstattung, sowohl die deutsche als auch die internationale, ein immer schlechteres Bild der Situation in Syrien. Vor allem die Zivilbevölkerung muss unter dem Konflikt leiden, von der Lage der Flüchtlinge ganz zu schweigen. Im Angesicht dieser humanitären Katastrophe bin ich der Ansicht, dass eine militärische Intervention gerechtfertigt ist. Deutschland und die anderen NATO-Staaten sollten sich erneut im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen für eine Resolution starkmachen.

Ich fordere nicht, dass man aufseiten der „Rebellen“ eingreift, wie es in Libyen geschehen ist. Denn die oppositionellen Gruppierungen in Syrien sind noch heterogener, noch differenzierter, noch weniger eine rein demokratische Gruppierung. Man kann bei keiner Bürgerkriegspartei von einer weißen Weste reden, aber die syrische Oppositionellen sind ebenso für Kriegsverbrechen verantwortlich wie die Regierung al-Assad.

Stattdessen würde ich mich persönlich für eine Schutzzone oder ein vergleichbares Konzept einsetzen. Obwohl sie seit dem Massaker von Srebrenica disqualifiziert ist, bleibt sie ein erwägenswertes Konzept, vor allem bei einem Konflikt wie diesem, bei dem keine der Parteien unterstützenswert ist. Denn eine Schutztruppe mit robustem Mandat, die beispielsweise die Grenzregionen in die Türkei und weitere Flüchtlingszentren beschützt, wäre – für den Schutz der Zivilbevölkerung – wohl das beste Interventionskonzept. Allerdings müsste ein solches Vorgehen vom Sicherheitsrat klar abgesegnet werden.

Außerdem müssen die westlichen Staaten aufhören die Opposition mit Waffen zu versorgen, um diese zurück an den Verhandlungstisch zu bewegen. Der Bürgerkrieg muss mit den Mitteln der Diplomatie gelöst werden und den USA bzw. Europa steht maximal eine Vermittlerrolle zu.

Der Westen kann dem, was in Syrien geschieht, nicht länger zusehen. Ethik und Moral gebieten es Zivilisten vor dem Konflikt zu schützen. Unter solchen Umständen ist Pazifismus einzig und allein um des Pazifismus willen, der Gipfel von arrogantem Egoismus, wenn einen diese noble Einstellung daran hindert, denjenigen in Not beizustehen. Wir müssen jetzt die militärische Macht, die wir haben nutzen, um weitere Massaker zu verhindern und die Flüchtlinge zu schützen.

Eine Intervention ist nötig. Nicht um Sicherheit oder Stabilität wiederherzustellen. Sondern um Menschenleben zu retten!

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