Donnerstag, 17. Januar 2013

Was ist das Gute daran, wenn Frankreich in den Krieg zieht?

Von Florian Burkhardt

Gestern fragte mich ein Genosse: „Weißt du, was das Gute daran ist, wenn Frankreich in den Krieg zieht? Die Medien berichten nicht mehr primär über unseren Kanzlerkandidaten.“

Wenn es eine militärische Intervention schafft, die mediale Kampagne gegen Peer Steinbrück zu unterbrechen, ist das natürlich ein Thema, dem auch wir uns widmen sollten: Seit bald einer Woche sind französische Soldaten im Einsatz um den Norden der einstigen Vorzeigedemokratie für die Regierung zurückzuerobern. Logistisch unterstützt wird die Grande Nation dabei von Großbritannien und der Bundesrepublik und die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS kündigte militärische Hilfe an.

Der Kampf um Malis territoriale Integrität ist dabei alles andere als unumstritten. Gleichwohl der Weltsicherheitsrat einstimmig den Einsatz legitimiert und legalisiert hat kommen nun vonseiten einiger Teile der politischen Linken die altbekannten Vorwürfe: Imperialismus, Neokolonialismus, Kriegstreiberei, etc. pp. Das daran nichts dran sein kann zeigt schon allein der Fakt, dass die malische Regierung um diese Intervention gebeten hat. Und obwohl diese Regierung keine demokratische Legitimation hat, ist sie der völkerrechtliche Repräsentant Malis.

Warum also ist diese Intervention überhaupt wichtig? Es gibt ja schließlich viele Konflikte – man denke nur an den Sudan – wo sich der Westen nicht wirklich aktiv eingemischt hat, obwohl es um die Sezession eines Teil eines Landes ging. Das liegt daran, dass die Separatisten, die versuchen den Nordteil Malis aus dem Land zu lösen, nicht mehr allein das Problem sind. Längst haben sich extremistische Gruppierungen mit eingemischt und das durchaus legitime Begehren der Tuareg ist ins Hintertreffen geraten. Die Gruppe, die heute gegen die Regierung in Bamoko kämpft, ist ein zutiefst heterogener Zusammenschluss. Diese Heterogenität ist es, die weiteres Konflikt-Potenzial birgt: Sollten diese „Rebellen“ Erfolg haben, wird sich anschließend ein weiterer Konflikt zwischen den ehemaligen Verbündeten auftun, der nur noch mehr Leid für die Bevölkerung Malis bringen wird.

Es ist dabei selbstverständlich, dass der Westen von der malischen Übergangsregierung rasche demokratische Wahlen fordern und verlangen muss. Und es ist genauso klar, dass er sich, nachdem der Norden zurückerobert ist, einfach wieder zurückziehen kann. Es wird eine langwierige Nation-Building-Mission werden, die mit ziemlich großer Sicherheit mehrere Jahre dauern wird. Man sollte Frankreich in diesem Kontext nicht nur kritisch hinterfragen, sondern auch einmal offen den Mut der französischen Regierung loben, einen weiteren langen und blutigen Konflikt in Kauf zu nehmen, um einen wichtigen Beitrag zu leisten.

Nun werden vermutlich die Kritiker des Einsatzes recht schnell monieren, dass die Motive der Regierung Hollande nicht mal ansatzweise so selbstlos sind, wie ich sie hier darstelle. Und da haben sie durchaus recht. In Mali und in seinen Nachbarstaaten gibt es reiche Uranvorkommen, die für die Atomnation Frankreich essenziell sind. In Mali liegen diese größtenteils im umkämpften Norden.

Und ich will auch gar nicht behaupten, dass es sich bei der Intervention in Mali um einen rein selbstlosen Akt handelt. Aber ändert der Umstand, dass Frankreich etwas zu gewinnen hat, etwas daran, dass der Einsatz richtig ist? Nur weil Frankreich diese Uranvorkommen braucht, sollte es sich aus Mali heraushalten? Nur weil Hilfe für jemanden einen Vorteil bietet, handelt er plötzlich moralisch verwerflich?

Das glaube ich nicht. Ich denke, dass Frankreich absolut legal und legitim handelt. Ich denke ferner, dass es eine weitere außenpolitische Blamage der Regierung Merkel ist, dass sie unseren wichtigsten Verbündeten so mit seinem Problem alleine lässt. Wer sich als eine der stärksten Nationen des Kontinents nicht an Missionen mit den Verbündeten beteiligt, der wird seiner Verantwortung nicht gerecht.

Ich persönliche befürworte den Einsatz Frankreichs und glaube, dass es möglich ist Mali mithilfe einer militärischen Intervention, langfristiger Friedenssicherungsmaßnahmen und politischer Hilfen wieder zu einem demokratischen und stabilen Land zu machen.

8 Kommentare:

  1. Die Amerikaner waren auch auf eigene Vorteile bedacht, als sie über die Normandie nach Europa marschiert sind. Und was war da Ergebnis? Die Befreiung Europas von der Herrschaft des Faschismus.

    Guter Beitrag.

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  2. 3. Absatz

    Diese Regierung vertritt weder das Volk, noch die Tuareg. Sie ist für Menschenrechtsverbrechen und Korruption bekannt. Sie schreiben selbst, dass sie nicht legitim ist aber dann akzeptieren Sie sie trotzdem? Ergibt wenig Sinn, um genau zu sein nämlich gar keinen.

    4. Absatz

    Sehr oberflächlich und kurzsichtig. Ihnen fehlt anscheinend ein gewisses Vorwissen zu dieser Thematik, anders kann man sich eine derartig einfach gestrickte Denkweise nicht erklären.
    nochmal zum 3. Absatz

    Leid ergeht gerade über die Bevölkerung Malis. Mehr als 100 000 sind auf der Flucht, Regierungssoldaten richten Tuareg-Zivilisten hin. Durch Ihre Schönrederei wird das nicht besser.

    "Und es ist genauso klar, dass er sich, nachdem der Norden zurückerobert ist, einfach wieder zurückziehen kann."

    Das glauben Sie wohl selber nicht.

    "Es wird eine langwierige Nation-Building-Mission werden, die mit ziemlich großer Sicherheit mehrere Jahre dauern wird."

    Hierbei musste ich schmunzeln. "Nationbuilding" ist ein überaus harmloses Wort für diesen Konflikt, der ausschließlich aus geopolitischen und wirtschaftlichen Interessen hervorgegangen ist.

    "Man sollte Frankreich in diesem Kontext nicht nur kritisch hinterfragen, sondern auch einmal offen den Mut der französischen Regierung loben, einen weiteren langen und blutigen Konflikt in Kauf zu nehmen, um einen wichtigen Beitrag zu leisten."

    MUT? Mut zum Töten? Genau, das ist natürlich sehr lobenswert. Wichtiger Beitrag? Sich die einstige Kolonie zurückzuholen? Mann oh Mann..

    "Nun werden vermutlich die Kritiker des Einsatzes recht schnell monieren, dass die Motive der Regierung Hollande nicht mal ansatzweise so selbstlos sind, wie ich sie hier darstelle."

    Ganz genau. Der einzige Punkt, indem ich Ihnen Recht gebe. Sie stellen das Ganze nicht nur selbstlos dar, sondern verharmlosen es auch noch.

    "Und ich will auch gar nicht behaupten, dass es sich bei der Intervention in Mali um einen rein selbstlosen Akt handelt. Aber ändert der Umstand, dass Frankreich etwas zu gewinnen hat, etwas daran, dass der Einsatz richtig ist? Nur weil Frankreich diese Uranvorkommen braucht, sollte es sich aus Mali heraushalten? Nur weil Hilfe für jemanden einen Vorteil bietet, handelt er plötzlich moralisch verwerflich?"

    Auch hier liegen Sie falsch. Nochmal: Ohne Vorwissen zu der Region etc. sollte man sich lieber um die Probleme des Kanzlerkandidaten kümmern und die Weltpolitik dann doch anderen überlassen.

    "Ich denke, dass Frankreich absolut legal und legitim handelt."

    Falsch. Aber da Sie wohl ein JUSO sind, kann man Ihnen nicht vorwerfen, dass Völkerrecht nicht zu kennen.

    "Ich denke ferner, dass es eine weitere außenpolitische Blamage der Regierung Merkel ist, dass sie unseren wichtigsten Verbündeten so mit seinem Problem alleine lässt. Wer sich als eine der stärksten Nationen des Kontinents nicht an Missionen mit den Verbündeten beteiligt, der wird seiner Verantwortung nicht gerecht."

    Das grenzt schon an Kriegshetze. Nach dem Afghanistan-Dilemma soll sich die BRD in noch so ein Chaos stürzen? Wovon träumen Sie eigentlich nachts? Eigentlich geht es Ihnen doch nur darauf, auf den politischen Konkurrenten, auf die Kanzlerin, einzudreschen.

    letzter Absatz

    Idealistisches Geplapper. Realpolitik sieht anders aus.

    Fazit: Es ist immer wieder erstaunlich und amüsant, auf was für Blogs man im Internet stößt. Besonders die parteipolitischen Blogs haben es in sich. Ihnen kann man jedoch verzeihen, dass Sie noch jung und unwissend sind in dieser Hinsicht. Hätte das einer Ihrer älteren Genossen geschrieben, hätte es ordentlich gehappert.

    Und zum Kommentator über mir: Wer Europa mit Westafrika vergleicht, der ist nicht nur kurzsichtig, sondern auch ignorant.

    Liebe Grüße,
    eine aufmerksam Leserin

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  3. Das ist genau das antiimperialistische Geplapper, das ich erwartet hatte. Also zu den Fakten:

    Ja die aktuelle malische Regierung ist durch einen illegitimen Putsch an die Macht gekommen. Aber aus der Perspektive des Völkerrechts ist sie die Vertreterin Malis auf der internationalen Bühne. Und wie ich bereits erwähnt hatte, muss klar sein, dass die Regierung demokratische Wahlen zulässt und ebenso hat auch Frankreich ein solches Vorgehen gefordert und angekündigt.

    Die von Ihnen dargestellten Flüchtlingsproblematiken sind mir ebenso bewusst und sie sind alles andere als ein Gegenargument. Ich habe den Vergleich zu Somalia, Sie den zu Afghanistan gezogen, wobei ich meinen treffender finde: Die Zentralregierung in Bamoko hat zusehends die Kontrolle verloren und islamistische Truppen haben begonnen in den Süden zu ziehen und damit die Regierung vollends zusammenbrechen zu lassen. Wenn man sich die Entwicklung in Somalia in den letzten 20 Jahren ansieht, vor allem die Al-Shabaab-Porblemtik, dann fallen einem die Parallelen auf. Und die aktuell leichten positiven Entwicklungen – ausgelöst durch die AMISOM-Truppen – macht deutlich, dass Interventionseinsätze wichtig sind.

    Noch viel wichtiger werden sie, wenn es jedoch gelingt solche Einsätze möglichst präventiv zu führen, also eine Dominanz islamistischer Milizen, wie in Somalia geschehen, gar nicht erst zulässt. Das und nichts anderes tut Frankreich. Und ich muss mich dafür entschuldigen, dass in dem einen Satz, den Sie kritisieren, ein „nicht“ fehlt. Natürlich ist mir klar, dass ein solcher Einsatz Jahre dauern und teuer wird.

    Nationbuilding ist übrigens, genau wie Peacekeeping, die reguläre Bezeichnung für solche Einsätze und trifft es meiner Einschätzung (also einer, die nicht in der antiimperialistischen Traumwelt lebt) recht gut. Womit wir auch schon beim Punkt der Legalität bzw. Legtimität wären: Frankreich handelt auf Basis einer Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen. Es führt keinen kolonialistischen Angriffskrieg oder versucht Mali unter seine Kontrolle zu bringen. Die Resolution 2085 gibt Frankreich gemäß der Charta der Vereinten Nationen das Recht diesen Einsatz durchzuführen. Genauso wie die ECOWAS dadurch legitimiert wird, Militär einzusetzen. Bevor Sie also mir vorwerfen ich wäre zu jung oder unwissend, empfehle ich Ihnen zuerst diese Charta zu lesen. Besonders Kapitel 7 dürfte sehr aufschlussreich für Sie sein.

    Ich bin für diesen Einsatz um ein zweites Somalia zu verhindern. Ich glaube, dass Frankreich dazu auf dem richtigen Weg ist. Natürlich ist klar, dass er nur ein Zeitfenster schaffen kann, in dem die malischen Behörden wieder demokratisiert und gestärkt werden können. Aber das ist – besonders wenn man aus Afghanistan die richtigen Lehren gezogen hat – durchaus möglich.

    Und was die Rolle Deutschlands angeht: Ich erachte es für ein Land, das sich als „mächtigste“ Nation Europas bezeichnen lässt, als eine ganz schöne Blamage seinen engsten Verbündeten bei so etwas allein zu lassen.

    Trotzdem solidarische Grüße,
    Der Auto

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    1. Ich fasse mich diesmal kürzer, da es anscheinend nicht viel bei Ihnen bringt:

      Anstatt hier mit irgendwelchen "Fakten" anzukommen, hätten Sie konkret auf meine Kritikpunkte eingehen sollen. Warum tun Sie das nicht?

      Warum können Sie nicht mehr, als meine Kritik an Ihrem idealistischen Text als "anti-imperialistisches Geplapper" zu degradieren? Ist das alles, was Sie können?

      In der Zwischenzeit hätten Sie vielleicht mal hier und da das Völkerrecht lesen sollen und sich über gewisse Hintergrundinformationen schlau machen sollen. Da ist es zu wenig mit Begriffen wie "Al-Shabab Miliz" um sich zu werfen.

      Das Lustigste an der ganzen Sache ist, dass Sie mir und anderen vorwerfen, in einer "anti-imperialistischen" Traumwelt zu lesen, während Sie hier Sachen von sich geben, die nicht nur unrealistisch sind, sondern einfach nicht den Tatsachen entsprechen.

      Sie sollten sich in ein paar Vorlesungen reinsetzen, die Ihnen, wenn möglich, die sich mit dem politischen Realismus auseinander setzen.

      Was bei Ihnen jedoch am aller deutlichsten auffällt, ist die Tatsache, dass Sie vom Islamismus, Dschihadismus etc. in Westafrika und anderswo null Ahnung haben. Deshalb kann ich Ihnen nur raten, das ein oder andere Buch von Peter Scholl-Latour zur Hand zu greifen.

      Dann, irgendwann in ein paar Jahren, können Sie vielleicht auch über diese Themen schreiben.

      Grüße

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    2. Ich habe von Ihnen noch keinen einzigen Beleg gelesen, wohingegen ich mich ganz klar auf Vertragswerke und internationales Gewohnheitsrecht berufe. Folgende Dinge sind Fakten:

      1. Staaten sind Völkerrechtssubjekte. Diese Aufgaben übernehmen Regierungen und die Regierung in Bamoko, der ich in keiner Weise ein Recht auf demokratische Legitimation zusprechen möchte, ist die internationale Vertretung Malis. Der Sicherheitsrat erkennt sowohl den Übergangsstatus der Regierung als auch ihren vökerrechtlichen Status in der Resolution 2085 an.

      2. Die Charta der Vereinten Nationen gesteht dem Sicherheitsrat zu militärische Missionen zu erlauben (Kapitel VII, Artikel 42 = sehr lesenswert). Der Rat hat dies mit der von mir erwähnten Resolution 2085 getan. Frankreich handelt im Rahmen dieser Resolution. Frankreich handelt ergo völkerrechtlich legal.

      3. Frankreichs Mandat in Mali ist durch diese Resolution zeitlich begrenzt. Der Sicherheitsrat allein kann dieses Mandat verlängern.

      Jemandem Ahnungslosigkeit vorzuwerfen würde ich im Übrigen auch nicht als Kritik bezeichnen.

      Zu Scholl-Latour: Ernsthaft? Ihnen ist niemand besseres eingefallen als dieser furchtbare Mensch? Niemand, der einen ansatzweise wissenschaftlichen Diskursbeitrag pflegt? Sie berufen sich auf jemanden, der einerseits erwartet er von Deutschland ein starkes wehrhaftes Militär, das sich behaupten kann ("Deutschland muss atomar aufrüsten") und betreibt gleichzeitig einen fast verschwörungstheoretischen Antiamerikanismus. Dazu kommt noch eine ordentliche Prise überzogene Israelkritik, die Fakten wie den Abzug 2006 aus Gaza ignoriert, um nur auf einen seiner inhaltlichen Fehler hinzuweisen. Ein Mann, der statt Fakten zu liefern, regelmäßig argumentiert: "Ich habe "Erfahrung" und deshalb recht."?

      Wenn so jemand Ihrer Ansicht nach "Ahnung" hat, dann befürchte ich, dass wir uns auf so grundsätzlich unterschiedlichen Positionen befinden, dass eine weitere Diskussion unmöglich wird.

      Dennoch Glück auf,
      Der Autor

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    3. Natürlich.

      Sie, der junge Sozialist, haben Recht. Der alte Mann, der um die halbe Welt gereist ist und so ziemlich alles, über das Sie da schreiben, um WELTEN besser kennt, ist ein Verschwörungstheoretiker und überzogener Israelkritiker.

      Eine Diskussionen mit Ihnen ist wahrhaft nicht möglich, da Sie an alles vorbei reden.

      Viel Glück auf Ihrem Weg, Sie werden es brauchen.

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    4. Um Ihnen nicht das letzte Wort zu lassen: Nur weil er um die halbe Welt gereist ist muss er keine Ahnung haben. Ich denke sogar eher, dass er einfach nur wie Sie es bereits gesagt haben, dass er alt ist.

      Und auch Ihnen wünsche ich alles Gute und hoffe doch, dass Sie uns als kritische Leserin erhalten bleiben. Ich für meinen Teil habe mich herrlich amüsiert^^

      Mit besten Grüßen,
      Der Autor

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  4. Mich würde mal interessieren, welchen konkreten Alternativvorschlag der Kritiker hier hat!

    Gruß
    Ein interessierter Leser

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