Donnerstag, 3. Januar 2013

Zwischen Pflaumendatschi und Kanzlergehalt – Wo war eigentlich die merkelsche Neujahrsansprache?


Von Felix Huber

Das Jahr 2013 ist gerade erst 3 Tage alt, aber die SPD hatte eine Medienpräsenz die eigentlich für einen ganzen Monat reicht. Erst wünscht sich Peer Steinbrück medienwirksam mehr Geld als Kanzler und später schimpft Wolfgang Thierse über Exil-Schwaben in Berlin und ihre „Pflaumendatschi“ (was eigentlich ein bayrischer Begriff ist). Nach den ersten Entrüstungen und dem ersten Mokieren ist der Rauch mittlerweile verflogen und was bleibt ist eine Wahrheit, eine Diskussion und eine Frage: Wo war eigentlich die Neujahrsansprache der Kanzlerin?
Kommen wir zu aller erst zur bleibenden Wahrheit, die Peer Steinbrück ausgedrückt hat: Die Kanzlerin/ der Kanzler verdient in Deutschland zu wenig. „Rumms“ hat es gemacht und die Entrüstung war überall groß. Wie kann ein Mann der doch so viel Geld schon verdient hat so etwas fordern? Nur wenige verstanden die logische Argumentationskette hinter Steinbrücks Aussage, wonach die Kanzlerin/der Kanzler nur einen Bruchteil eines Gehalts verdient, welches in der freien Wirtschaft ausgezahlt wird, was zur Folge hat, dass für die Politik fähige Personen, mit der Veranlagung Verantwortung zu übernehmen, lieber in die freie Wirtschaft gehen und Deutschland zunehmend vom Mittelmaß regiert wird. Ein Kommentator auf Spiegelonline hat zumindest diese Argumentationskette verstanden und titelte über seinem Kommentar: „Der Kanzler ist kein Deutschland CEO“ und führte weiter aus, dass der Weg in die Politik durch alles, aber eben nicht durch finanzielle Gelüste geebnet werden sollte. Ein ehrenwerter Ansatz ist das ja schon. Politiker, die um des Politikerwerdesnwillen Politiker geworden sind, wer will das nicht? Die Frage ist aber, kann das so funktionieren? Treffen Menschen ihre Entscheidungen wirklich ohne die Berücksichtigung von finanziellen Aspekten? Nein, dass tun sie eben nicht. Marx sagte, „dass das ökonomische Sein, das gesellschaftlich vorgibt“ und Adam Smith belegte empirisch, „dass der Mensch dazu neigt seinen eigenen ökonomischen Vorteil zu maximieren.“ Und wie messen wir ökonomischen Vorteil und ökonomisches Sein in unserer Gesellschaft? Natürlich, an der Höhe des vorhandenen Einkommens. Daraus folgt, dass Steinbrück recht hat: Ein begabter Mensch mit der Veranlagung Verantwortung zu übernehmen überlegt sich zweimal ob er in die Politik geht oder ob er doch nicht lieber „nordrheinwestfälischer  Sparkassendirektor“ wird, denn auch hier kann er Verantwortung für die Vermögen seiner Kunden übernehmen.
Diese Wahrheit führt uns auch zur aktuellen Diskussion, nämlich der, ob nun Kanzlergehälter zu niedrig oder Gehälter in den Spitzen der freien Wirtschaft zu hoch sind. Ich möchte diese Frage in diesem Artikel offen lassen, soll jeder selbst nachdenken und sich eine Meinung bilden. Ich möchte erst mal nur festhalten, dass es diese Diskussion nun gibt und dass sie schon lange nötig war.
Natürlich: Der gewählte Zeitpunkt von Steinbrück war völlig daneben und es wird ihm im Ansehen mehr schaden als helfen. Das wird auch die SPD bemerkt haben, was in meinen Augen auch für den Wutausbruch des sonst so stillen und besonnenen Wolfgang Thierse spricht. Man kann der Führungsriege in der SPD nun dieses Kalkül und den nötigen Einfallsreichtum unterstellen oder nicht, Fakt ist, geplant oder zufällig, dass durch den Auftritt von Thierse, einem Mann der zur nächsten Bundestagswahl eh nicht mehr antritt, die zornigen Augen der Massen von Steinbrück weg gelenkt wurden und sein inhaltlich richtiger, aber taktisch völlig falscher Ausrutscher nicht seine komplette Wirkung entfalten konnte.
Nach der Aufarbeit der ganzen, für mich parteiinternen, Angelegenheiten der letzten Tage habe ich mich dann gefragt, was hört man eigentlich so vom politischen Gegner, unserer Bundesregierung? Oder besser gefragt, hätte da nicht irgendwas kommen müssen zu Neujahr? Und tatsächlich, die Kanzlerin hat ihre Neujahrsansprache gehalten. Das Problem ist aber: Sie hat das völlig isoliert von der Öffentlichkeit getan. Wurde die, inhaltlich hervorragende, aber in ihrer Wirkung völlig unbedeutende Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten in den Medien über Tage immer wieder zitiert, blieb die Neujahrsansprache der Kanzlerin, der mächtigsten Person in unserem Staat, unberührt. Das ist nicht weiter verwunderlich, schließlich hatten die Medien zwei viel interessantere Dinge über die sie berichten konnten, nämlich über Pflaumendatschi und Kanzlergehalt, aber warum hat die Kanzlerin dann nicht mit einer weiteren Pressekonferenz oder Pressemitteilung ihrer Neujahrsansprache Nachdruck verliehen? Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Erstens sie hat ihre Interessen zurückgestellt, um den „Medien-Shitstorm“ auf die SPD ungestört zu lassen oder es interessiert sie schlicht nicht, was die Bevölkerung so über ihre Arbeit weiß oder eben nicht weiß, was sie dazu bringt, ihre Neujahrsansprache nur als quälende Pflicht zu sehen. Beides ist in jedem Falle, einer Kanzlerin, die dem Volk verpflichtet ist, nicht würdig und wir können schon heute sehen warum ein Politikwechsel im September für unser Land so wichtig sein wird.

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